Für mich gehört es einfach und selbstverständlich dazu, in Form eines Resümees eine Rückmeldung zu geben.

Persönliches Resümee des Kandidaten Martin Truckenbrodt (ÖDP) zur Landratswahl am 27. Januar 2019 im Landkreis Coburg

Von mindestens drei Prozent im gesamten Landkreis war ich eigentlich schon ausgegangen gewesen. Gerundet zwei Prozent sind es nun geworden. Meine Nominierung war letztendlich ein Experiment gewesen, bei dem der ÖDP Kreisverband Coburg-Kronach und ich auf den kreis- und länderübergreifenden Aspekt und mein durchaus nennenswert erfolgreiches überparteiliches Engagement als Vorsitzender des Vereins Henneberg-Itzgrund-Franken e.V. für mich als Alleinstellungsmerkmal setzten. Dieses Experiment war nun schlichtweg nicht erfolgreich gewesen. Dies bestätigt für mich jedoch auch den Eindruck, den ich schon länger habe, dass man insbesondere im Landkreis Sonneberg schon wesentlich offener und selbstverständlicher in Richtung Süden schaut, als man dies von Coburg aus in Richtung Norden praktiziert.

Für mich als überzeugten Demokraten, Mitglied der meiner Meinung nach demokratischsten Partei Deutschlands, ist es schon bitter, dass der Kandidat der Rechtspopulisten und Rechtsextremisten, der zudem im Wahlkampf bei Landkreisthemen mit absolut Null Kompetenz glänzte, im Gesamtergebnis mehr als doppelt so viele Stimmen wie ich bekommen hat. Für mich zeigt dies ganz klar, dass Wählerinnen und Wähler hier eher wie zu einer Bundestags- oder Landtagswahl gewählt haben und somit der eigentliche Charakter als Personenwahl sehr stark auf der Strecke blieb. Das für ihre Partei nicht im Trend liegende Ergebnis von Dagmar Escher zeigt für mich, dass ansonsten sehr taktisch wählend die Wahl der Teilnehmer der Stichwahl im Vordergrund stand. Mit 1,89% lag mein Ergebnis immerhin doch über dem Ergebnis der ÖDP zur letzten Bayerischen Landtagswahl von 1,6%. Das zeigt mir auch, dass mein Ergebnis als Direktkandidat zur letzten Bundestagswahl im Südthüringer Wahlkreis 196 von 1,1% wirklich auch ein vergleichsweise gutes Ergebnis war. Denn der gesamte Landesverband Thüringen der ÖDP hat derzeit weniger Mitglieder als der Kreisverband Coburg-Kronach.

Immerhin in meiner alten Heimat Untersiemau und in der gerade entstehenden weiteren Hochburg der ÖDP in Bad Rodach konnte ich mit 4,78% und 3,56% den Kandidaten der Rechtspopulisten und Rechtsextremisten auf den letzten Platz verdrängen. Die alteingesessene ÖDP Hochburg Neustadt hat hingegen sehr lokalpatriotisch gewählt. Vielleicht können die 4,78% in Untersiemau nun auch Anlass für verstärkte Aktivitäten der ÖDP dort vor Ort sein? Vielleicht in Kooperation mit der UWG?

Die große Stärke der ÖDP ist, insbesondere in Bayern, die außerparlamentarische Arbeit. Keine andere Partei Deutschlands kann unter Nutzung direktdemokratischer Mittel so viele Erfolge auf Bundes- und Landesebene vorweisen, wie es die ÖDP kann. Im Landkreis Coburg war es zuletzt das erfolgreiche Bürgerbegehren gegen den Verkehrslandesplatz bei Neida gewesen. Der nächste Erfolg auf bayerischer Ebene wird das Volksbegehren Artenvielfalt „Rettet die Bienen“ sein. Nachdem die ÖDP Bayern als Initiator dieses Volksbegehren erfolgreich zur Zulassung durch das bayerische Innenministerium gebracht hat, ist nun in Form von Trägern und Unterstützern ein sehr breites Bündnis aus fast 200 Parteien und anderen Organisationen entstanden. Es wäre schön, wenn man dieses selbstlose und nur dem Allgemeinwohl dienende Engagement der ÖDP und ihrer unermüdlichen Mitglieder auch mal in der Form würdigen würde, dass man z.B. die undemokratische Fünf-Prozent-Sperrklausel bei Landtags- und Bundestagswahlen abschafft, die ja auch den jüngsten Aufstieg der Rechtspopulisten und Rechtsextremisten nicht verhindern konnte. Die Medien, hier insbesondere die Zeitungen, könnten dies auch zum Anlass nehmen uns sogenannten Kleinparteien während des Wahlkampfes wirklich den gleichen Raum wie den vermeintlichen Favoriten oder den sogenannten etablierten Parteien zu geben. Auch wenn ich hier bei der Coburger Landratswahl noch relativ gut behandelt wurde, ist doch auch hier ein deutliches Ungleichgewicht feststellbar gewesen. Denn es sollte unser aller Anliegen als Demokarten sein, dass wir der Politik- und Politikerverdrossenheit entgegenwirken und so den Extremisten am rechten und am linken Rand deren Nährboden entziehen. Alleine schon die Wahlbeteiligung von unter 50% sollte uns hierfür Antrieb sein. Für die Stichwahl am 10. Februar 2019 möchte ich keine Wahlempfehlung abgeben. Denn beide Kandidaten sind aus verschiedenen Gründen meiner Meinung nach nicht ausreichend für das Amt des Landrats geeignet.

Alle Ergebnisse: https://www.landkreis-coburg.de/wahlen/landratswahl2019/0004730000000.html

Meine Ergebnisse: https://www.landkreis-coburg.de/wahlen/landratswahl2019/0004730000000_OEDP_karte.html